Menu
LIFE&STYLE / Relationships

BEST FRIENDS FOREVER – wie lange dauert für immer?

Zeiten des Umbruchs sind nicht nur Gelegenheiten, um neue Freundschaften zu schließen, sondern stellen langjährige Verbindungen oft auf eine Zerreißprobe. Wir sprechen hier von „echten Freundinnen“, die zugesehen haben, wie wir wachsen und uns verändern, die uns zuhören, wenn wir dieselben Geschichten wieder und wieder erzählen. Also nicht die Art von Freundin, die man ab und zu zum Essen trifft oder immer wieder mal ein paar WhatsApp Nachrichten schickt und zu Weihnachten ein Foto vom Baum mit den Kindern.

Freundschaft braucht Nähe und Zeit

Die Familie sucht man sich in der Regel nicht aus, aber seine Freundin. Und die Wahl sagt etwas darüber aus, in welcher Welt man leben möchte. Es gibt auch Freundschaften, die einem dabei helfen herauszufinden, wer man ist und was man sein möchte. Sieht man sich in seinen Ambitionen erfüllt, gibt es oft keinen Platz mehr für die Freundin im vollen Leben.

Der Freundschaftsfunken ist magisch und springt gleich über oder gar nicht. Anfangs ist das Gefühl von Mühelosigkeit das Vorherrschende. Die Dynamik in einer jungen Freundschaft ist unaufhaltsam und wie automatisiert. Man nimmt sich Zeit, um sich zu sehen, denn Freundschaft braucht Nähe. Alle bedeutsamen Freundschaften gründen auf einer beträchtlichen Menge an gemeinsam verbrachter Zeit. Und diese soll nicht wie Luxus oder gar Verschwendung wahrgenommen werden.

Zusammenarbeiten statt Wettstreit

Wenn es uns besonders wichtig ist, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, dann fühlen wir uns häufig mit anderen im Wettstreit, wodurch Konkurrenz entsteht. Schafft man es, diesen Impuls durch einen der Kollaboration zu ersetzen und durch Teilen von Ressourcen, Kontakten und Gelegenheiten uns gegenseitig zu stärken?

Immer einfach und harmonisch?

Wer hat uns da eingeredet, dass es in einer Freundschaft immer einfach und harmonisch zugehen soll? Das Leben bringt unweigerlich Veränderungen mit sich und dies rüttelt an Freundschaften. Damit eine echte Freundschaft überleben kann, muss sie sich anpassen. Diese emotionale Anpassungsbereitschaft soll beidseitig gegeben sein und sich über längere Zeit ausgleichen. Sonst sind Enttäuschungen und Frustration vorprogrammiert und die Freundschaft gerät in Schieflage und beginnt auseinanderzureißen.

Manchmal schaffen wir es einfach nicht mehr, mit den Unterschieden in einer Freundschaft fertig zu werden. Wenn man sich dauernd auf die Bedürfnisse des anderen einstellen muss oder sich ständig erklären muss und sich missverstanden sieht, beginnt es in einer Freundschaft zäh zu werden.

Ghosting – aus dem Leben streichen

Es gibt keine Freundschaften ohne Konflikte. Je länger man sich nahe ist, desto bequemer wird man aber im Ansprechen von Konflikten. Vieles bleibt ungesagt.

Es ist gesellschaftlich total akzeptabel geworden, Freundschaften zu beenden, sobald es etwas schwierig wird. Selbst wenn man für viele Jahre ein wichtiger Teil im Leben der anderen Person gewesen ist, führt man kein klärendes Gespräch, sondern meldet sich einfach nicht mehr, bis man sich ganz aus dem Leben des anderen herausgeschält hat. Es ist wie ein langsames Verblassen und hinterlässt ein Gefühl der Ablehnung und Manipulation.

In einer echten Freundschaft begleitet man sich am Weg mit der Bereitschaft, auch mal aus der eigenen Komfortzone rauszukommen. Man beschließt, nicht gleich davonzulaufen, wenn es schwieriger wird. Sich an unvermeindliche Veränderungen anzupassen wird zu einem Teil der Freundschaft. Diese Herausforderungen stärken uns und bringen uns näher zueinander.

Die Dynamik des Missverstehens

Eine Abfolge von an sich belanglosen Missverständnissen führen zu einer Häufung von negativen Gefühlen, wie eine immer größer werdende Welle. Sie lassen uns innerhalb der Freundschaft zurückhaltender und verschlossener werden. Man wird immer zögerlicher, sich einander anzuvertrauen, bis man realisiert, vom Leben des anderen gar nichts mehr zu erfahren, falls man sich entschließt nicht mehr online zu „stalken“. Dann beginnen die beabsichtigten Verletzungen

Die Reise zur Beziehungsrettung

Dann kommt die Reise zur Beziehungsrettung. Man ist sich noch ungemein wichtig und möchte alles besser machen und kommt zum Schluss, dass man mehr Zeit miteinander verbringen muss. Doch ist man schon so lange verletzt, dass man sich nicht mehr unbefangen begegnen kann. Zurück bleibt ein unbehagliches Gefühl des nahenden Endes und eine Art Hilflosigkeit.

Das Ende oder der Anfang?

Irgendwann ist das Schweigen nicht mehr auszuhalten und man greift halt wieder auf eine suboptimale Form der Kommunikation auf Instagram oder Whats App zurück. Man will sich versöhnen, der andere ist nicht bereit dazu, ist noch verletzt und braucht Zeit. Aber das ist genau das, was man selbst eigentlich auch braucht und wenn man darauf nicht hinweist, ist das ja fast wieder so wie ein Schuldeingeständnis. Man bekommt Dinge an den Kopf geworfen, die vor halben Jahrzehnten oder länger passiert sind. Verletzungen, die man jahrelang für sich behalten hat, kommen zur Sprache. Man stellt fest, dass sie vorbei ist, die Freundschaft und man bedauert den Verlust. Aber ich glaube nicht an das unweigerliche Ende.

Die Illusion der Freundschaft

Die Sozialen Medien ermöglichen uns, einen Blick ins Leben jener zu werfen, zu denen wir einst echte Verbindung spürten. Damit vergrößert sich die Kluft zwischen den Wünschen an die Freundschaft und der Realität. Man gönnt sich Fetzen eines fremden Alltags, aber die Freundschaft selbst kann emotional nicht mithalten. Man spürt, dass sich die Distanz vergrößert, aber hat kaum Mittel, diese Entwicklung aufzuhalten, falls man es nicht schafft, miteinander zu reden.

Falschdiagnose „Toxische Beziehung“

Viel haben wir darüber gelesen, über diese toxischen Beziehungen und dass das Beenden so einer Verbindung sinnvoll erscheint. Manche Freundschaftssituationen haben dieses Etikett aber nicht verdient. Manchmal lehnt man sich einfach zu früh zurück. Der Grund für das Ende einer langjährigen engen Freundschaft ist nicht so leicht zu fassen, wie bei einer Paarbeziehung.

Wie „rettet“ man eine Freundschaft?

Um Paarbeziehungen aus Krisen zu führen, ist der Weg zum Therapeuten quasi vorgezeichnet. Bei Freundschaften in der Krise denkt man kaum an diese Möglichkeit, um u.A. Verhaltensmuster zu erkennen und investiert so in die Freundschaft, denn meist lassen sie sich nicht durch gute Absichten oder einen Wochenendausflug retten.

Heilt die Zeit alle Wunden?

Man hat sich lange Zeit verletzt, hat wichtige Momente im Leben des anderen verpasst. Ein unbeschwertes Aufeinander zugehen ist nach Monaten oder Jahren des Schweigens nur mehr schwer möglich. Falls doch, heißt es die Freundschaft neu zu erfinden.

Die große Herausforderung ist es, immer ein Teil der Freundschaft zu bleiben. Das Ziel ist es nicht, in der Freundschaft unverwundbar zu sein, sondern die Fähigkeit zu entwickeln, die unvermeidlichen Wunden zu heilen, die es früher oder später geben wird.

Rituale, Zusicherung und Offenheit

Wenn man eine Freundschaft nicht lebendig hält, wird sie nicht überleben. Nach der Bindungstheorie bleiben enge Freundschaften verbunden durch Rituale, Zusicherung und Offenheit. Rituale sind Meilensteine der Freundschaft, die es gilt selbst zu finden. Ob wiederkehrende Reisen oder nur kleine Gesten, wie ein Bild von einem ganz bestimmten Ort, der für beide Seiten eine besondere Bedeutung hat, und man sich wiederkehrend schickt.

Und manchmal muss man sich sagen, dass einem die Freundschaft wichtig ist, oder durch symbolische Verbindungen wie Trauzeuge, Tauf- oder Firmpaten sagen, ich möchte auch in der Zukunft noch mit dir verbunden sein, oder dass man sich nebeneinander sitzend in der fernen Zukunft an einem bestimmten Ort sieht.

Echte Freunde sehen dich so, wie du wirklich bist und helfen dir dabei, dich selbst besser kennenzulernen.

Aminatou Sowoud und Ann Friedman
Quellen: 
“Echte Freundschaft – Wie wir es schaffen, einander nah zu bleiben“ von Aminatou Sowund und Ann Friedman
“Alone Together: Why We Expect More from Technology and Less from Each Other” von Sherry Turkle
“You are the only one I can tell” von Deborah Tannen
Don't miss out!
SPOON YOUR INBOX

Give your inbox and your live the SPOON it needs!

Invalid email address
Give it a try. You can unsubscribe at any time.
About Author

Mama von Zoe, Liv und Vito, Betriebswirtin, CEO & Founder von A SPOON DAILY und VAN BEREN

No Comments

    Leave a Reply