Unsere Arbeitswut lässt oft kaum Platz für andere Dinge im Leben. Zu wenig Zeit für Freunde, Hobbys betrachtet man als Zeitverschwendung. Gleich plagt uns das schlechte Gewissen, wenn wir einen Nachmittag im Grünen verbringen, statt am Schreibtisch zu schuften. Laut dem Philosoph Alain de Botton ist das typisch für die westliche Kultur.
Wir glauben, dass es außer der Liebe nichts gibt, was unserem Leben so viel Sinn verleihen kann wie der Beruf
Alain de Botton
Ohne Job keine Existenzberechtigung.
Nach dem Philosophen Lammert Kamphius war Arbeit durchaus schon immer Teil unserer Identität. Die Vorstellung aber, dass Identität etwas sei, was man selbst konstruieren müsse, hat sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchgesetzt. Der Arbeit wurde immer mehr Wert beigemessen. Wir können theoretisch alles werden was wir wollen. Man scheint also persönlich dafür verantwortlich geworden zu sein, ob man einen interessanten Job hat oder nicht. Wenn man daraus einen Großteil seiner Identität ableitet, verursacht das erheblichen Stress, denn man hat viel zu verlieren. Orientiert man sich eher an Dingen, die einem nicht so leicht genommen werden können, wie Loyalität oder Sinn für Humor, ist man weniger verletzlich.
Verborgene Talente.
Das Selbstwertgefühlt hängt also häufig nur vom Erfolg der Arbeit ab. Wer versucht seinen Job weniger wichtig zu nehmen, gewinnt Freiraum dafür, sich in anderen Bereichen weiterzuentwickeln und wieder in Kontakt mit Wünschen und Bedürfnissen zu kommen, vielleicht sogar Talente, die einem gar nicht bewusst waren.
Wer bin ich?
Stellst du dich immer gleich mit deinem Job vor oder erzählst du von deinen Lieblingsbüchern, was du gerne kochst, welche Serien du schaust oder wohin du gerne auf Urlaub fährst?
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