Der Darm gilt nicht umsonst als Zentrum unserer Gesundheit. Er ist Sitz des Immunsystems, entgiftet den Körper und beeinflusst die Psyche. Läuft unser Darm nicht rund, kann das zu Allergien, Entzündungen und Unverträglichkeiten führen. Mit dem richtigen Lifestyle, einer Mischung aus gesunder Ernährung, Bewegung und Ruhe läuft es!
Darm und Hirn kommunizieren miteinander.
80 Prozent des Informationsflusses zwischen Darm und Hirn laufen über den Vagusnerv. Ist er aktiviert, beruhigt sich der Pulsschlag, der Blutdruck sinkt, die Muskulatur entspannt und auch die Verdauung läuft rund.
Stressnerv oder Sympathikus.
Das primitive Nervensystem, welches das Gehirn mit den inneren Organen verbindet, reagiert vor allem auf äußere Reize und Gefahren. Befinden wir uns in einer Stresssituation, kann das Gehirn beschließen, die Blutversorgung im Darm zu stoppen, um die Versorgung der Muskeln sicherzustellen, damit der Körper reagieren kann.
Kommunikation über Hormone und Mikroben.
Darm und Hirn kommunizieren auch über Hormone. Adrenalin und Serotonin werden im Darm produziert. Durch Hormone kommuniziert er mit dem Gehirn und anderen Organen im Körper. Durch kleine Lebewesen, den Mikroben, beeinflusst der Darm das Gehirn ebenfalls. Sie sind Bakterien, aber auch Pilze, Hefen und Viren. Zusammen bilden sie das Mikrobiom im Darm.
Studien mit Mäusen.
Studien zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Darm und psychischen Störungen gibt. Neue Studien an Mäusen zeigen, dass Darmbakterien das Verhalten ihrer Wirte steuern können.
Das Verpflanzen der Bakteriengemeinschaft von depressiven Menschen auf Mäusen löst ein depressives Krankheitssyndrom aus. Bekommen ängstliche Mäuse die Bakteriengemeinschaft mutiger Mäuse übertragen, sind sie plötzlich mutiger.
Darmreset in wenigen Stunden.
Die darmfreundliche Ernährung ist vielfältig, unverarbeitet, biologisch, heimisch und pflanzlich.
Mit den richtigen Lebensmitteln können wir die Zusammensetzung der Darmbakterien innerhalb von wenigen Stunden verändern.
Kreuzblütler-Gemüse wie Blumenkohl, Grünkohl und Brokkoli. Diese enthalten pflanzliche Ballaststoffe, die die guten Mikroben im Darm unterstützen sowie Giftstoffe binden und deren Ausscheidung fördern.
Gesunde Fette aus Avocado und Nüssen enthalten wichtige Ballaststoffe für den Darm, Omega-3-Fettsäuren wirken außerdem entzündungshemmend und helfen somit, den Verdauungstrakt zu beruhigen und stärken.
Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut, Joghurt, Kimchi, Tempeh, Miso oder Getränke wie Kombucha und Apfelessig enthalten durch ihren Herstellungsprozess wertvolle probiotische Bakterien, die die Darmflora optimal unterstützen und bei deren Wiederaufbau helfen.
Grünes Blattgemüse wie Salat, Rucola oder Spinat stärken ebenfalls die Darmflora und enthalten Ballaststoffe, die besonders bekömmlich sind.
Entzündungshemmende Gewürze wie Kurkuma, Kreuzkümmel, Cayennepfeffer, Safran oder Zimt verwenden.
Aber es gibt noch viele Fragezeichen, was die Möglichkeit der Einwirkung auf die Darmflora betrifft. Probiotika steht man teilweise skeptisch gegenüber, da nicht sicher ist, wieviele von den enthaltenen Bakterien den Darm tatsächlich erreichen. Viele werden bereits im Magen abgetötet.
Zucker ist zu meiden.
Zucker geht direkt in den Blutkreislauf über und erhöht den glykämischen Index. Ein hoher Zuckerkonsum kann sogar zu Depressionen und anderen psychischen Beschwerden führen.
Bewegung hält den Darm fit.
Wer regelmäßig Sport treibt, hält auch seinen Darm fit. Er wird besser durchblutet und die Nahrung wird schneller weitertransportiert. Das ist bedeutend, denn wenn die Nahrung zu lange bei der Durchquerung des Darms braucht, können auch schädliche Stoffe länger verweilen. Bei sehr hoher sportlicher Intensität wird der Sympathikus aktiviert, der für die Erhöhung von Blutdruck und Herzschlag verantwortlich ist und zudem die Verdauung hemmt. Bei gemäßigtem Sport wird der Parasympathikus aktiviert und somit die Durchblutung des Darms sowie die Darmmotorik verbessert.
Der Darm als ältestes Organsystem.
Unser Verdauungsapparat ist entwicklungsgeschichtlich das älteste Organsystem des Körpers. Der Darm als Ökosystem ist die Wurzel unserer Gesundheit und verdient viel mehr Aufmerksamkeit. Er ist 8 Meter lang und hat eine Oberfläche von etwa 400m2. Bis zu einem Alter von etwa 75 Jahren verstoffwechselt er etwa drei Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit.
Die Hauptrolle im Verdauungsgeschäft – der Dünndarm.
Die Kohlehydratverdauung beginnt bereits im Mund. Im Magen übernimmt die Magensäure bei Fett- und Eiweißaufspaltung wichtige Aufgaben. Die Hauptrolle des täglichen Verdauungsgeschäfts allerdings spielt wohl der Dünndarm. Denn gerade hier, nachdem die Verdauungssäfte die dafür nötige Vorarbeit verrichtet haben, treten die für uns so wichtigen Mikro- und Makronährstoffe aus der Ernährung in den Körper über.
Um eine bestmögliche Aufnahmefläche zu erzielen, hat die Natur vorgesorgt und die innere Oberfläche des Dünndarms um Potenzen vergrößert. So legt sich seine Schleimhaut in Millionen etwa millimetergroße Falten, den sogenannten Darmzotten, deren Haut sich wiederum durchgehend zu sogenannten Mikrovilli wölbt. Dadurch ergibt sich die enorme Gesamtoberfläche von fast einem Tennisplatz, um die lebenswichtigen Nährstoffe aufzunehmen und der Blut- und Lymphbahn zu übergeben.
Der Dickdarm als Hauptsitz der Darmflora.
Billionen von Darmbakterien machen sich im Dickdarm über die unverdauten Reste der Nahrung her und helfen diese in Stuhl zu verwandeln. Um mit dem körpereigenen Flüssigkeitshaushalt hauszuhalten, wird auf dem Weg durch den Dickdarm den Nahrungsresten fortlaufend Wasser entzogen und ins Blut geschleust. Für die nötige Gleitfähigkeit des sich formenden Stuhls sorgen hingegen Becherzellen, die in der Darmschleimhaut sitzen und Schleim abgeben. Schließlich wird der fast nährstofffreie Stuhl in Richtung Ausgang transportiert. Das optimale Endprodukt besteht immer noch aus ca. 75 % Wasser, während Fette, Cellulose und Gewebspartikel sowie jede Menge Darmbakterien die Festbestandteile ausmachen.
Die fabelhafte Welt der Darmflora.
Während im Dünndarm nur wenige Bakterien zu finden sind, ist der Dickdarm von einem dichten Bakterienrasen bewachsen. Rund 100.000 Milliarden Keime mit mindestens 500 bis 1000 unterschiedlichen Arten bilden die 1 bis 2 Kilogramm schwere Darmflora.
- Sie verdauen für uns unverdauliche Nahrungsbestandteile und produzieren Stoffe, die die oberste Schicht der Darmschleimhaut mit Energie versorgen.
- Sie bilden einen Schutzschild gegenüber pathogenen Keimen und verhindern deren Eindringen in den Körper.
- Die Darmflora steht aber auch mit dem darmeigenen Immunsystem in Wechselwirkung. Sie trainiert die Immunzellen und regt die Bildung von Abwehrstoffen an, die nicht nur dem Darm, sondern auch anderen Stellen – wie beispielsweise den Nasenschleimhäuten – zugutekommen. Dünn- und Dickdarm beherbergen 70 % aller Immunzellen.
DARM GUT, ALLES GUT!
Quelle:
biogena.com
Gregor Hasler „Die Darm-Hirn-Connection” Klett-Cotta Verlag
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